4.3
Geochemie anorganischer Rückstände/Abfälle
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Schwerpunkte der
Arbeiten: |
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1)
Speziation |
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4.3.1 Speziation
Charakterisierung und chemische
Speziation von anorganischen und organischen
Schadstoffen (Konzentrationsbereich <mg/kg) in Rückständen/Abfällen
(Multikomponenten-Matrizes).
A) Anorganische Komponenten (Metalle
Me)
Methodik: Sequentielle Extraktion, Dichtefraktionierung
zur Anreicherung schwermetallhaltiger Phasen, Festkörper- /
oberflächenanalytische Methoden (Petrography, XRPD,
XMPA, XPS).
Beispiel
zur Speziation: • Cu0 • CuO, Cu2O • Alkalische Cu-Carbonate: CuCO3*Cu(OH)2,
2 CuCO3*Cu(OH)2 als Verwitterungsprodukte • Cu in Legierungen |
B) Kohlenstoffhaltige Komponenten
(Total Carbon = Inorg. Carbon + Elementary
Carbon + Organic Carbon)
Methodik: Carbonat-Zerstörung, thermische Desorption, thermische Analysen (TG, DSC), HPLC, GC-MS, IC.
Beispiel zur Speziation:
Identifizierung
organischer Komponenten in Schlacken aus Müllverbrennungsanlagen:
• Alkane
• PAK’s
• Fettsäuren
• polare Carbonsäuren
Da die anorganischen Rückstände/Abfälle oft geringe
Restkohlenstoffgehalte (ca. %-Bereich) aufweisen, wird auf der Basis der
Differenzierung zwischen rußähnlichem ('black
carbon'), carbonatischem und organisch gebundenem
Kohlenstoff der Einfluss auf
Mobilisierungsfaktoren wie Komplexierung von
Metallen (z. B. durch Spuren kurzkettiger Carbonsäuren),
Änderung der Säure- bzw. Sorptionskapazität der komplexen Matrizes quantifiziert.
Untersuchungen zur Aufklärung
lokaler Strukturen der chemischen Umgebung in amorphen und semiamorphen
Festkörpern mit Hilfe der Infrarotspektroskopie und
Röntgenabsorptionsspektroskopie (XAS) durch Anwendung von Synchrotronstrahlung
sind geplant. Von besonderem Interesse ist die chemische Speziation
des Anteils des "black carbon" in
Rückständen durch IR - und Röntgenspektroskopische Untersuchungen mit der
Synchrotronstrahlenquelle ANKA. Auf der Basis der erweiterten
Strukturkenntnisse lassen sich Sorptionsprozesse
organischer Schadstoffe wie PAK's quantifizieren bzw.
geochemische Abschätzungen zum Abbauverhalten (Säurebildung) vornehmen.
4.3.2 Langzeitverhalten
In diesem
Bereich wird das geochemisches Langzeitverhalten anorganischer
Rückstände/Abfälle im Kontakt mit Wässern untersucht.
Die stoffliche Verwertung anorganischer Rückstände/Abfälle
bzw. die sichere Deponierung erfordert die Kenntnis, Bewertung und Prognose des
geochemischen Langzeitverhaltens. Die komplexen
Prozesse der Elution von Schadstoffen werden u.a.
durch Lösungs-/ Ausfällungs-/ Mitfällungsvorgänge
– auch durch Bildung sekundärer Mineralphasen – und durch Sorptions-/Desorptionsvorgänge
bestimmt. Diese Prozesse werden in Abhängigkeit vom pH,
den Redoxverhältnissen, dem Wasserdurchfluss
der vorliegenden bzw. sich bildenden mineralischen Phasen untersucht.
4.3.3 Geochemische Modelle
Zur Gewährleistung der Übertragbarkeit
von Labordaten auf natürliche Verhältnisse und zur Extrapolation sind Modellrechnungen unerlässlich:
▪ Geochemische
Modellrechnungen zur Speziation von Schadstoffen in
Wässern/ Berechnungen zur Existenz definierter Festkörperphasen auf der Basis
des thermodynamischen Programmsystems EQ 3/6 unter Berücksichtigung von
Löslichkeiten, Saturation-Index und Komplexierung
▪ Thermodynamische
Berechnung von Stabilitätsbereichen wesentlicher Mineralphasen als f(Eh, pH, Qualität und Quantität von Liganden,
Ionenstärke, ...)
▪ Simulation
chemischer Reaktionsabläufe mit dem thermodynamischen Programmsystem EQ 6
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